Das Hüftgelenk besteht aus zwei Bestandteilen: Der Gelenkpfanne, die von den Hüftknochen gebildet wird und dem Oberschenkelkopf, dem kugelförmigen obersten Ende des Oberschenkelknochens. Bei einem gesunden, normal geformten Hüftgelenk wird der Oberschenkelkopf etwa zu zwei Dritteln von der Gelenkpfanne umschlossen. Kopf und Pfanne sind gleichmäßig rund geformt und passen genau ineinander. Durch die Gelenkkapsel und verschiedene Bänder sind die beiden Teile des Gelenks so fest verbunden, dass das Gelenk stabil genug ist, um das Körpergewicht zu tragen.
Bei Hunden (wie auch bei Menschen) gibt es verschiedene, überwiegend erblich bedingte Störungen der Gelenkentwicklung, die dazu führen, dass das Hüftgelenk sich nicht korrekt entwickelt. Äußere Einflüsse, wie eine falsche und übermäßige Fütterung und falsche bzw. übermäßige körperliche Belastung im Welpen- und Junghundalter, können diese Entwicklungsstörungen verstärken. Sehr stark betroffene Hunde können teilweise schon im Alter von wenigen Wochen nicht richtig stehen und laufen, andere entwickeln erst im fortgeschrittenen Alter schmerzhafte Arthrosen. Besonders häufig von dieser Erkrankung betroffen sind die mittelgroßen und großen Hunderassen. Dazu gehören auch die verschiedenen Retrieverrassen.
Da es sich um eine erbliche Erkrankung handelt, sind viele Züchter und Zuchtverbände seit Jahrzehnten bemüht, durch entsprechende Selektion (Auswahl) der Zuchttiere, die Erkrankung auszumerzen. Einige waren damit sehr erfolgreich, andere überhaupt nicht. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ein ganz entscheidendes Problem liegt in der Art der in Deutschland üblichen und für die Zuchtzulassung bei den Verbänden vorgeschriebenen Untersuchungen. Die vorgeschriebene Röntgenuntersuchung der Hüfte bei parallel gestreckten Hinterbeinen erfasst, auch bei korrekter Durchführung und Auswertung, nur einen Aspekt der verschiedenen Ursachen für HD, nämlich die korrekte Ausformung von Gelenkpfanne und Oberschenkelkopf. Bei den meisten Hunden liegt die Ursache für die Fehlentwicklung der Hüftgelenke aber in einem fehlerhaft entwickelten, zu lockeren bzw. zu schwachen Bandapparat und die knöchernen Veränderungen entstehen als Folge der Instabilität der Gelenke durch Verschleiß. Um diese lockeren Gelenke zu erkennen, sind aber andere Untersuchungen notwendig.
Bei menschlichen Babys wird routinemäßig eine HD Untersuchung durchgeführt, weil manchmal schon durch relativ einfache Maßnahmen, wie z.B. ein Spreizhöschen, frühzeitig eine Behandlung erfolgen kann, bevor sich größere Probleme entwickeln.
So eine Früherkennungsuntersuchung ist auch beim Hund möglich. Deswegen werden unsere Welpen alle in der 8. Lebenswoche geröntgt. Dabei werden drei verschiedene Aufnahmen von der Hüfte angefertigt. Neben der üblichen gestreckten Aufnahme auch zwei Aufnahmen mit angewinkelten Beinen, wobei die Oberschenkelköpfe einmal so weit wie möglich in das Gelenk gedrückt werden und einmal so weit wie möglich heraus gedrückt werden. Außerdem wird ein so genannter Ortolani Test durchgeführt. Diese umfassende Untersuchung ermöglicht nicht nur eine Beurteilung der Knochenausbildung, sondern auch des Bandapparates. Das Ergebnis der Früherkennungsuntersuchung in diesem Alter gibt eine sehr hohe Vorhersagesicherheit im Bezug auf die weitere Entwicklung des Hüftgelenks. Außerdem können bei auffälligen Befunden frühzeitig entsprechende Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden, bevor sich größere Schäden am Gelenk entwickeln.